Konjugation der Verben
Die Veränderung (Flexion) des Verbs nennt man Konjugation. Das Verb besteht aus dem Stamm und der Verbendung. Es gibt unveränderbare Verben und veränderbare Verben. Man unterteilt in schwache Verben, starke Verben und Mischverben. Die Konjugation der Verben wird im Folgenden genauer beschrieben:
Verbformen:
1. unveränderbare Formen:
der Infinitiv (Grundwort): reiten (noch nicht konjugiert!)
das Partizip Präsens (Mittelwort I): reitend
(die Bezeichnung macht deutlich, dass diese Form zwischen Verb und Adjektiv steht.)
das Partizip Perfekt (Mittelwort II geritten)
2. veränderbare Formen: Das Verb ist in fünf Hinsichten veränderbar
(konjugierte Form)
a) Person:
1. ich; wir [lobe(n)]
2. du; ihr [lob(st)t]
3. er, sie, es; sie [lob(t)en]
b) Numerus
Singular ich; du; er; sie;es
Plural wir;ihr; sie
c) Tempus
Präsens ich lobe
Präteritum ich lobte
Futur I ich werde loben
Perfekt ich habe gelobt
Plusquamperfekt ich hatte gelobt
Futur II ich werde gelobt haben
d) Genus verbi
Aktiv ich lobe
Passiv Ich werde gelobt
e) Modus
Indikativ er lobt
Konjunktiv er lobe
Imperativ lobe!
1. Das Verb setzt sich zusammen aus: 1. dem Stamm: reit + 2. einer Endung: z. B. en = reiten
2. Es gibt schwache und starke Verben, sowie einige Mischverben.
a) Die schwachen Verben werden regelmäßig konjugiert.
b) Die starken Verben und die Mischverben werden unregelmäßig konjugiert. Die Verben der starken Konjugation ändern ihren Stammvokal
c) Die Mischverben ändern zwar ihren Stammvokal, aber sie haben die Endungen der schwachen Verben
Beispiele:
a) Die schwache Konjugation
Die Verben der schwachen Konjugation ändern ihren Stammvokal 2 nicht, und bilden das Präteritum mit »-(e)t« und haben im Partizip Perfekt die Endung »-(e)t«.
fürcht-en, fürcht-et-e, gefürcht-et; lob-en, lob-t-e, ge-lob-t
b. Die starke Konjugation
Die Verben der starken Konjugation ändern ihren Stammvokal, bilden die Tempusstämme durch Ablaut, d. h. durch Wechsel des Stammvokals, und haben im Partizip Perfekt die Endung »-en«.
find-en, fand, ge-fund-en; werf-en, warf, ge-worf-en
c. Die Konjugation der Mischverben
Die Mischverben haben die Endungen der schwachen Verben. Sie ändern aber den Vokal in den Stammformen.
denk-en, dach-te, ge-dach-t
Zu den Mischverben gehören noch brennen, bringen, kennen, nennen, rennen, senden, wenden, wissen und die Modalverben.
3. Man lernt die Verben mit Hilfe der Stammformen. Aus ihnen kann man alle anderen Formen ableiten.
Die Stammformen sind:
schwacheVerben und starkeVerben
a. Infinitiv lachen tragen
b. Präteritum er lachte er trug
c. Partizip Perfekt gelacht getragen
Die meisten Verben bilden das Perfekt und das Plusquamperfekt mit dem Hilfsverb haben , einige mit dem Hilfsverb sein .
Der Stammvokal ist der Vokal des Tempusstammes:
greifen, griff, gegriffen
setzen, setzte, gesetzt
Konjugation der schwachen Verben (mit „haben „)
Präsens Präteritum Futur I
Singular ich lache ich lachte ich werde lachen du lachst du lachtest du wirst lachen
er/sie/es lacht sie lachte sie wird lachen
Plural wir lachen wir lachten wir werden lachen ihr lacht ihr lachtet ihr werdet lachen sie lachen sie lachten sie werden lachen
Perfekt Plusquamperfekt Futur II
Singular ich habe gelacht ich hatte gelacht ich werde gelacht haben du hast gelacht du hattest gelacht du wirst gelacht haben
er/sie/es hat gelacht sie hatte gelacht sie wird gelacht haben
Plural wir haben gelacht wir hatten gelacht wir werden gelacht haben ihr habt gelacht ihr hattet gelacht ihr werdet gelacht haben sie haben gelacht sie hatten gelacht sie werden gelacht haben
Konjugation der schwachen Verben (mit „sein“)
Präsens Präteritum Futur I
Singular ich folge folgte ich werde folgen du folgst du folgtest du wirst folgen
er/sie/es folgt sie folgte sie wird folgen
Plural wir folgen wir folgten wir werden folgen ihr folgt ihr folgtet ihr werdet folgen sie folgen sie folgten sie werden folgen
Perfekt Plusquamperfekt Futur II
Singular ich bin gefolgt ich war gefolgt ich werde gefolgt sein du bist gefolgt du warst gefolgt du wirst gelacht sein
er/sie/es ist gefolgt sie war gefolgt sie wird gefolgt sein
Plural wir sind gefolgt wir waren gefolgt wir werden gefolgt sein ihr habt gefolgt ihr wart gefolgt ihr werdet gefolgt sein sie haben gefolgt sie waren gefolgt sie werden gefolgt sein
Konjugation der starken Verben mit „haben“
Präsens Präteritum Perfekt Plusquamperfekt
Singular ich trage ich trug ich habe getragen ich hatte getragen du trägst du trugst du hast getragen du hattest getragen
er/sie/es trägt sie trug sie hat getragen sie hatte getragen
Plural wir tragen wir trugen wir haben getragen wir hatten getragen ihr tragt ihr trugt ihr habt getragen ihr hattet getragen sie tragen sie trugen sie haben getragen sie hatten getragen
Modus des Verbs
die drei Aussageweisen (Modi) des Verbs sind:
Imperativ…..Indikativ……..Konjunktiv
a) Indikativ
Alle bis jetzt genannte Formen sind Indikativ – Formen
Die reale Aussage, für die sich der Sprecher, verbürgt, steht im Indikativ.
Indikativ = Wirklichkeitsform
b) Konjunktiv
Konjunktiv = Möglichkeitsform
1. Der Konjunktiv I
Die eingeschränkte Aussage wird im Konjunktiv I wiedergegeben, wie er in der indirekten Rede zu finden ist. Er wird auch „Konjunktiv der fremden Meinung“ genannt. Er kann auch Wünsche und Aufforderungen zum Ausdruck bringen.
Der Konjunktiv I unterscheidet sich in der Regel in der 2. und 3. Person Singular 4 und zum Teil in der 2. Person Plural von den entsprechenden Formen des Indikativs. Er wird vom Präsensstamm des Verbs – von der ersten Stammform – gebildet.
Präsens Perfekt (mit sein ) Perfekt (mit haben )
ich komme ich sei gekommen ich habe gerufen du kommest du sei(e)st gekommen du habest gerufen er komme er sei gekommen er habe gerufen wir kommen wir seien gekommen wir haben gerufen ihr kommet ihr seiet gekommen ihr habet gerufen sie kommen sie seien gekommen sie haben gerufen
Futur I Futur II
ich werde kommen ich werde gekommen sein du werdest du werdest gekommen sein
Beispiel: Konjunktiv I und indirekte Rede:
a. Indikativ: Der Richter sagte: „Ich glaube das nicht.“
b. Konjunktiv I Der Richter sagte, er glaube das nicht.
Beispiel: Konjunktiv I und Wunsch bzw. Aufforderung
Man nehme ½Pfund Mehl und ein Ei….
Möge es so bleiben wie bisher!
2. Konjunktiv II
Der Konjunktiv II wird auch „Konjunktiv irrealis“ (kurz „Irrealis“) oder „Konjunktiv der Nichtwirklichkeit“ genannt. Er wird vom Präteritumstamm des Verbs – also von der zweiten Stammform gebildet. Bei den Stammvokalen a, o, u bildet man gewöhnlich die Umlaute ä, ö, ü:
Bildung des Konjunktiv II
ich war ich wäre
ich hatte ich hätte
ich konnte ich könnte
ich lud ich lüde
ich flog ich flöge
ich fing ich finge
aber:
ich sagte ich sagte
Der Konjunktiv II kommt in vier grammatischen Tempora vor
Präsens Perfekt
ich käme ich wäre gekommen ich kaufte ich hätte gekauft
Futur I Futur II
ich würde kommen ich würde gekommen sein
Verwendung des Konjunktiv II
a ) Unwirkliche Aussage = Irrealis Wenn es nicht so viel Glatteis gegeben hätte,wäre ich zur Schule gekommen.
b) Vorsichtige Behauptung = Potentialis Das könntest du doch auch.
c) Ersatzform für den Konjunktiv I Ich sagte ihm, du kämest gegen 3 Uhr bei ihm vorbei.
Merke:
Im Konjunktiv II ist der Gebrauch von “ würde “ + Infinitiv hochsprachlich nur für nicht eindeutige oder nicht gebräuchliche Formen des Konjunktivs zulässig.
Sie sagten, sie würden sich freuen = falsch!
Sie sagten, sie freuten sich (hätten sich gefreut).
indirekte Rede
Sie wird auch berichtende Rede genannt. Hier wird wiedergegeben, was eine andere Person gesagt oder geschrieben hat. Durch den Gebrauch des Konjunktiv I wird der Abstand zur wörtlichen Rede kenntlich gemacht.
Regeln:
1. Der Indikativ der wörtlichen Rede wird in der berichtenden Rede durch den Konjunktiv I wiedergegeben.
Beispiel: Du sagtest mir: „Ich freue mich auf den Besuch.“
Du sagtest mir, du freuest dich auf deinen Besuch.
2. In der indirekten Rede ändern sich die Pronomen sinngemäß. Sie werden aus der Sicht des Zitierenden gesehen.
Beispiel: (Ich sage:) Karl sagt(-e), er sei krank.
Zitierender Zitierter Person, gesehen aus der Sicht des Zitierenden
( Ich sage:) Du sagtest mir: „Ich freue mich auf deinen Besuch.“
(Ich sage:) Du sagtest mir, du freuest dich auf meinen Besuch.
3. In manchen Personalformen lautet der Konjunktiv I mit dem Indikativ Präsens gleich; er wäre deshalb nicht zu unterscheiden. In diesen Fällen und nur in diesen verwendet man hier den Konjunktiv II anstelle des Konjunktiv I. Der Konjunktiv II hat dann denselben Sinn wie der Konjunktiv I.
Beispiel: Sie behauptet, wir kämen zu spät ( = Konjunktiv II als Ersatzform)
(statt: Sie behauptet, wir kommen zu spät.) = Falsch!
c) Imperativ
Der Imperativ bezeichnet einen Befehl oder eine Aufforderung.
Man richtet sich an
a) an eine Person Geh!
(Singular) Gib mir das Lexikon!
b) an mehrere Personen Geht!
(Plural) Geben Sie mir das Lexikon!
Genus (Genus verbi) (das Genus, Pl.: Genera)
Als Genus bezeichnet man die Handlungsarten des Verbs.
Es gibt zwei Handlungsarten: Aktiv und Passiv .
Aktiv
Das Aktiv drückt aus, dass die im Prädikat genannte Handlung vom Subjekt ausgeht.
Beispiel: Ich sehe .
Ich sehe den Mond
Passiv
In einem Passivsatz steht die Handlung im Vordergrund; Die handelnde Person ist oder uninteressant und wird meist weggelassen.
Beispiel: Abends um 18 Uhr wird das Geschäft geschlossen.
Das Kind wird gerufen
Bildung:
Aktiv Passiv
Präsens ich rufe ich werde gerufen du rufst du wirst gerufen
Präteritum ich rief ich wurde gerufen du riefst du wurdest gerufen
Futur I ich werde rufen ich werde gerufen werden du wirst rufen du wirst gerufen werden
Perfekt ich habe gerufen ich bin gerufen worden du hast gerufen du bist gerufen worden
Plusquamperfekt- ich hatte gerufen ich war gerufen worden du hattest gerufen du warst gerufen worden
Futur II ich werde gerufen haben ich werde gerufen worden sein du wirst gerufen haben du wirst gerufen worden sein
Gebrauch des Passivs:
Das Passiv wird nach zwei Hinsichten eingeteilt:
1. danach, ob es in allen Personen gebildet werden kann = persönliches Passiv oder nicht = unpersönliches Passiv
Beispiel:
Ich werde gefesselt =persönliches Passiv
Du wirst gefesselt Es wird getanzt = unpersönliches Passiv
a) Das persönliche Passiv kann in allen Personen gebildet werden.
Ein persönliches Passiv können nur transitive Verben bilden, also Verben die mit einem Akkusativobjekt verbunden werden können.
b) Das unpersönliche Passiv kann nur in der 3. Person Singular gebildet werden. Ein unpersönliches Passiv bilden intransitive Verben.
Beispiel: Es wird getanzt. Ihm wird geholfen.
2. danach, ob es einen Vorgang oder Zustand ausdrückt:
a. Das Vorgangspassiv ist immer eine zusammengesetzte Verbform; die Personalformen werden mit dem Hilfsverb „werden“ gebildet.
Beispiel: Sie wird gelobt.
Sie ist gelobt worden.
b. Das Zustandspassiv ist immer eine zusammengesetzte Verbform; die Personalformen werden mit dem Hilfsverb „sein“ gebildet.
Beispiel: Ich bin gefesselt. Die Tür ist verschlossen.